Unser Plan sah heute vor, dass uns Frau Smiley ihren Raum für eine Schulstunde zur Verfügung stellt, damit Lehrer und Schüler sich über Sorgen und potentielle
Probleme austauschen können. Trotz der Müdigkeit des Vortags stellte sich heraus, dass jeder der Schülerinnen und Schüler von seinen Gastgebern noch ein individuelles Willkommensprogramm
geboten bekam. Dies reichte von einer Fahrt über die bewirtschafteten Felder der Familie über eine Führung über die hauseigene Farm bis zu Ausflügen zu Freunden im Nachbarort. Die Erfahrungen
der Schülerinnen und Schüler waren alle völlig unterschiedlich und jeder wusste etwas anderes zu berichten. Nur bei einem waren sich alle deutschen Schülerinnen und Schüler einig: egal ob
Autos, Essen, Schule, Schulessen, Straßen oder sogar Flüssen (!), alles ist besser in Amerika! Das mitgereiste Lehrpersonal beschloss daraufhin, die getrübte Objektivität nicht zu
thematisieren, da die positiven Emotionen als heilsam für jegliche Form von Heimweh bewertet wurden.
Das individuelle Programm setzte sich im Laufe des Tages genauso fort. Die Schülerinnen und Schüler folgten ihren Gastgebern in deren Unterricht und sahen eine
Bandbreite an bekannten und unbekannten Fächern. Frau Bankowsky und Herr Molter lernten Frau Smileys Deutschklassen kennen und beantworteten entweder Fragen über das deutsche Schulsystem oder
halfen als Sprachmodelle beim Lernen von Vorstellungsphrasen.
Nach Schulschluss bestiegen wir wieder einen Bus (diesmal leider nicht in gelber Farbe) und fuhren nach Williamsport, der größten Ortschaft von Warren County
mit knapp 8000 Einwohnern. Frau Stucky, eine ehemalige Lehrerin der Seeger Memorial, hatte einen Rundgang durch den Ort organisiert. Zuerst führte uns der Weg ins Gericht, wo sich der
ansässige Richter noch extra eine halbe Stunde nach Feierabend Zeit für uns nahm, uns seinen Gerichtssaal zeigte und unsere Fragen beantwortete. Besonders die Erzählungen über Mordfälle und
die Möglichkeit der Todesstrafe in Indiana stießen auf reges Interesse unter deutschen und amerikanischen Schülern.
Als nächstes führte uns Frau Stucky in die Bibliothek, die entsprechend der Jahreszeit, mit Spinnen und Monstern bereits für Halloween geschmückt wurde. Nachdem
sich einige Schüler in der Kinderbuchabteilung verlaufen hatten, wurden wir zu einem Ort geführt, der symbolisch für die amerikanische Hilfsbereitschaft steht. Eine Art Tauschbasar, der es
bedürftigen Menschen ermöglicht, sich im Tausch mit anderen Dingen mit dem Nötigsten einzudecken. Auch hier waren alle hochkonzentriert und hörten der Leiterin der Einrichtung zu, wie sie uns
das Sammeln von Spenden und den Unterschied zur Tafel erklärte.
Danach stand ein ganz besonderer Leckerbissen auf dem Programm: in Williamsport befindet sich der zweithöchste Wasserfall Indianas. Direkt in der Stadtmitte
stürzt der reißende Falls Creek 27m in die Tiefe. Allerdings nicht, wenn es längere Zeit nicht geregnet hat. Der Fluss führt aktuell nämlich leider kein Wasser, weshalb, wir uns den
Wasserfall leider nur vorstellen konnten. Trotzdem schön.
Abschließend lud uns die Firma Accuburn in ihre Fabrik ein, in der Metall zu Teilen für Bagger und große Baumaschinen verarbeitet wird. Ebenso wie der Richter,
nahm sich auch der stellvertretende Geschäftsführer des Unternehmens nach Feierabend noch eine Dreiviertelstunde Zeit für uns. Er zeigte den kompletten Prozess von der Planung, unter
Zuhilfenahme hochwertiger Technologien, über die Verarbeitung durch große Fräsen und Schweissmaschinen bis zur Qualitätskontrolle. Die Gastfreundschaft, die uns in jedem der besichtigten Orte
entgegengebracht wurde war unbeschreiblich. Wir fühlen uns nach wie vor überall sehr willkommen.
Gegen halb sechs kamen wir wieder an der Schule an, wo das Football-Team der Schule für das wichtige Playoff-Spiel am Freitag trainierte. Der Besuch des Spiels
wurde uns als ganz besonderes Highlight am Ende der Woche versprochen.
Morgen steht ein Ausflug nach Indianapolis, der Hauptstadt Indianas, auf dem Programm. Wir sind sehr gespannt auf einen neuen Tag voller neuer Eindrücke und
Erlebnisse.
Vielen Dank fürs Lesen!
